In den letzten Wochen haben wir am TSB, zusammen mit der Stadtmission und der Evangelischen Hochschule Tabor, viele Gedanken und Zeit darin investiert, ein neues Projekt zu konzipieren: Gemeinde.Innovation. Im Gespräch mit Freunden des TSB und potenziellen Partnern entwickeln wir die Projektpläne auch in den nächsten Wochen weiter. Dennoch wollen wir in diesem und den folgenden Blog-Einträgen einen Einblick in unsere Gedanken und Pläne geben – auch wenn diese noch nicht abgeschlossen sind! Unser grundsätzliches Anliegen ist es, Kirchengemeinden, Gemeinschaften und freie Gemeinden zu unterstützen, sich zu verändern und eine Kirche für das 21. Jahrhundert zu gestalten.

Der Bedarf an Veränderung und Gemeindeerneuerung ist unbestreitbar. Allerdings haben bereits eine Vielzahl an Initiativen nur bedingt eine nachhaltige Veränderung gebracht. Es genügt einfach nicht, nur einen tollen Redner einzuladen, eine junge Pastorin einzustellen oder einen Indoorspielplatz zu initiieren. Wir sind davon überzeugt, dass es einer Haltungsänderung bedarf, die durch einen Beratungsprozess lediglich angestoßen werden kann. Eine Gemeinde muss neu ihren Auftrag für ihr jeweiliges Umfeld entdecken. Drei Fragenbereiche müssen angegangen werden: 1) Wer sind wir als Gemeinde in unserem Umfeld? Wie verstehen wir uns selbst? Wie könnten wir uns aus Gottes Perspektive anders sehen? 2) Wie sieht unser Umfeld eigentlich wirklich aus? Kennen wir unsere Nachbarn? 3) Wie können wir Gottes Gegenwart in diesem Umfeld aufzeigen, sodass sie wahrgenommen und als segnend empfunden wird? Es gibt aus unserer Sicht kein „Fünf-Punkte-Programm“, das als Erfolgsrezept für jede Situation funktionieren würde. Die Antworten auf diese Fragen entwickeln sich aus der Geschichte der Gemeinde, aus der Beschäftigung mit dem Umfeld und den Ressourcen, die vor Ort da sind. Überall ist jedoch eine beobachtende, fragende, hoffende und offene Haltung wichtig – in Bezug auf Gott selbst, auf die Menschen, die schon dabei sind, und auf das Umfeld, in dem die Gemeinde sich findet.

Diese Haltungsänderung wird zu Veränderungsprozessen führen, die verstanden und begleitet werden wollen. Neue und alte Nachbarschaften, Schichten und Milieus wollen entdeckt und dann vom Erstkontakt bis hin zur Verbindung mit der Gemeinde entwickelt werden. Die gottgegebenen Ressourcen der Gemeinde werden entdeckt und gehoben. Es hat sich gezeigt, dass diese Prozesse immer unterschiedlich und individuell ablaufen. Aber gerade deswegen ist eine Lerngemeinschaft mit anderen Gemeinden, die auf einem ähnlichen Weg sind, zentral. Gemeinsam unterwegs zu sein, voneinander zu wissen, setzt neue Kräfte frei, gibt Orientierung und ermöglicht einen Blick auf den großen Horizont – nämlich Gottes Mission für seine Welt.

Unser Projekt besteht aus drei Elementen. Die eröffnende Klammer bildet ein Perspektivtag/Zukunftstag für Gemeinden, die sich auf das Projekt einlassen wollen. Angeleitet von Expertinnen und Experten der Berliner Stadtmission und dem TSB entwickelt die Gemeinde eine missionale Vision. Gibt es eine Offenheit für eine, von der Sehnsucht nach Gottes Wirken geprägte, Haltungsänderung? Gibt es die Bereitschaft zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen dafür aufzubringen? Findet sich ein Kernteam von Haupt- und Ehrenamtlichen innerhalb der Gemeinde, die diesen Prozess gestalten wollen?

Von diesem Perspektivtag ausgehend, wird die Kirchengemeinde im Rahmen von zwei Projektelementen begleitet. Ein Team aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden in der Gemeinde wird durch die Langzeitfortbildung Missional Leiten Lernen geschult. Zusätzlich wird die Gemeinde von einer Person aus den eigenen Reihen unterstützt, die für viere Jahre dual am TSB studiert. Der duale Modus erlaubt es, dass Studierende vor Ort praktische Erfahrungen sammeln und diese parallel am TSB reflektieren. Durch diese Begleitung möchten wir den Prozess zur Gemeindeerneuerung nachhaltig anstoßen und begleiten – alles an den lokalen Kontext und seine Ressourcen angepasst. Nicht von oben herab, sondern als Lern- und Weggemeinschaft.

Die nächsten zwei Wochen werden wir an dieser Stelle unsere Gedanken zu Missional Leiten Lernen und dem geplanten, neuen dualen Modus des Studiengangs Theologie, Sozialraum, Innovation beschreiben. Stay tuned!

Von Stefan Kürle (Studiengangsleitung) & Jonas Pauly (Assistenz der Projektleitung Gemeinde.Innovation)