Austauschsemester kann man nicht nur an Universitäten im Ausland sondern auch an Hochschulen im Inland absolvieren.
Heute berichten 2 Studierende im Interview, die sowohl am TSB als auch an der IHL (Internationale Hochschule Liebenzell) studiert haben und damit ihr Studium ganz individuell gestaltet haben!
Wie heißt du und warum hast du dich für genau diesen Studiengang entschieden?
Magda: Hi, mein Name ist Magdalena. Ich bin 24 Jahre jung und komme ursprünglich aus der Nähe Dresdens (Sachsen). Nach meinem Abitur und einem Auslandsaufenthalt in den USA habe ich mich für ein Theologiestudium entschieden. Da ich ein sehr praktischer Mensch bin, war von vornherein klar: Ein rein theoretisches Studium kommt nicht in Frage. Das TSB hat im Studienverlauf eine Vielzahl an Praktika, zB. im interkulturellen, im missionarischen und im gemeindlichen Bereich. Das hat mich überzeugt und mich über mein Studium hinweg viele Erfahrungen sammeln lassen.
Silas: Und ich bin Silas, ebenso 24 Jahre alt und komme aus der Nähe von Stuttgart (Nagold). Ich studiere evangelische Theologie an der Internationalen Hochschule Liebenzell (IHL), weil ich es liebe, meinen Glauben, die Kirche, die Welt im Hinblick auf Gottes Handeln und Reden zu reflektieren. Außerdem möchte ich in meinem Leben gerne dazu beitragen, dass die Kirche in Deutschland gesund wächst und gedeiht. Zu beidem passt ein Theologiestudium perfekt.
Wie verläuft dein Studium?
Magda: Ich bin also 2019 zum Studienbeginn nach Berlin gezogen. Zwei Jahre habe ich insgesamt am studiert, bevor ich mich 2021 für ein Auswärtsstudium nach Bad Liebenzell aufmachte. Hier absolviere ich 3 Semester, dh. 1,5 Jahre an der IHL. Neben den theologischen Inhalten meines Studiums, belege ich hier vorrangig Module, die im pädagogischen und sozialen Bereich angesiedelt sind, während ich in Berlin neben der Theologie die Schwerpunkte auf den Sozialraum und die Innovation gelegt habe.
Silas: Ich habe mein Studium im Wintersemester 2018 begonnen. In der Regel dauert das B.A.-Studium an der IHL 8 Semester, aber ich habe mich aus unterschiedlichen Gründen dazu entschieden, noch ein Weilchen länger zu studieren. Unter anderem, weil ich in meinem 5. Semester eine Art Praxissemester/Auswärtssemester in Berlin absolviert habe. In diesem 5. Semester, das von Oktober 2020 bis Februar 2021 ging, war ich auch am TSB und konnte dort viele wertvolle Erfahrungen sammeln und einiges Neues dazulernen. Mittlerweile, schon eineinhalb Jahre zurück in Bad Liebenzell, schreibe ich meine letzten Studienarbeiten und bereite mich auf meine Bachelorarbeit vor, die (hoffentlich) Ende März 2023 fertig wird.
Was hat dich dazu bewegt, ein / mehrere Semester an einer anderen Hochschule im Inland zu studieren?
Magda: Ein Semester in einem anderen Land zu studieren war natürlich in meinen Überlegungen inbegriffen. Schließlich ist es der üblichere Weg… Am Ende war meine Entscheidung für die IHL eine Mischung aus privaten Gründen, Eindrücken aus Gebetszeiten und dem Wunsch vor meinem Abschluss noch einmal eine andere (etwas größere… ;-)) theologische Ausbildungsstätte zu erleben.
Silas: Ich habe mich für Berlin entschieden, weil ich mich seit dem ersten Semester meines Studiums für Mission und Gemeindegründung in Deutschland interessiere. In Berlin kannte ich bereits einen Gemeindegründer und Pastor, der mein Interesse für dieses Thema weckte. Ich wollte in seiner Gemeinde (JKB Treptow) ein Praktikum machen und nebenher weiterstudieren. In diesen Plan passte das TSB perfekt rein, da dort im 5. Semester ein sechswöchiges Gemeindeblockpraktikum eingeplant ist. Außerdem liegt der Fokus des TSB genau auf den Themen, die mich nach Berlin gebracht haben: Mission und Gemeindegründung, bzw. -innovation in Deutschland. Ich habe es gefeiert, dass dort die Praxis mit der von mir geliebten Theologie verbunden wird. Außerdem konnte ich dort viele Projekte erfahrene Gründer und andere spannende Menschen kennenlernen, die Gemeinde auf neue und kreative Weise gestalten. Das hat mich abgeholt.
Wie bist du am „am anderen Ort“ angekommen und angenommen worden?
Magda: Der Start in Liebenzell war herausfordernd. Viel mehr Menschen, andere Vorlesungszeiten, andere Prüfungsregelungen, andere Umgangsformen im Unterricht… Ein bisschen fühlte ich mich ins kalte Wasser geschmissen und die kuschligen TSB Zeiten waren vorbei – zumindest zwischenmenschlich. Theologisch hatte ich keinerlei Schwierigkeiten anzuknüpfen, „mitzuhalten“ oder auch an der ein oder anderen Stelle zu diskutieren. Doch menschlich fehlte mir die Vertrautheit und Nähe, sowohl zu den Studierenden als auch zu den Dozierenden, die ich von TSB nun doch mittlerweile gewohnt war.
Silas: Ich hatte das Privileg, in eine WG zu ziehen, in der bereits ein Freund wohnte. Außerdem wohnten dort zwei weitere Jungs, die beide zur JKB Treptow gehörten, in der ich ja mein Gemeindepraktikum absolvieren sollte. Einer davon studierte sogar am TSB. Weil ich in dieser WG gleich zu Leuten kam, mit denen ich vieles gemein hatte, fiel mir das Ankommen sehr leicht. Und das in einer Zeit, in der sich Berlin in einem Corona-Extremzustand befand. Dafür bin ich sehr dankbar. Außerdem wurde ich sehr schnell und herzlich sowohl in die JKB als auch in die TSB-Gemeinschaft aufgenommen. Die familiäre Atmosphäre des TSB war dabei hilfreich und ich fühlte mich bald sehr wohl.
Welche Unterschiede sind dir persönlich besonders stark aufgefallen? Hat dich etwas besonders geprägt oder herausgefordert?
Magda: Der größte Unterschied und wohl auch der Grund, wieso ich mich für Berlin entschieden habe, ist und bleibt der Praxisbezug des Studiums. Das TSB ist an allen Ecken und Kanten von innovativen und kreativen Ideen gekennzeichnet, das Studium aktiv und praxisbezogen zu gestalten. Wir, als Studierende, sind permanent herausgefordert die theoretischen Inhalte auf praktische Situationen umzudenken und anzuwenden. Nichtsdestotrotz steckt das TSB durch seine noch wachsenden Strukturen an vielen Stellen in den Kinderschuhen – da hat die IHL einen gewissen Altersvorsprung, den ich im letzten Jahr genießen gelernt habe: Die große Auswahl an Modulen, unterschiedliche Dozierende, immer die Chance einen eigenen Schwerpunkt zu setzen und sich darüber hinaus in der großen Bibliothek weitergehend thematisch zu vertiefen.
Silas: Da kann ich Magda nur zustimmen. Man merkt dem TSB das an, was es sein will: innovativ, praxisbezogen, Deutschland-fokussiert. Hier traf ich auf einen Gründergeist, der in der IHL so nicht zu finden ist. Das liegt wohl auch daran, dass man an der IHL neben („reiner“) Theologie, auch Pädagogik, Soziale Arbeit und bald auch Development Studies (jeweils in Verbindung mit Theologie) studieren kann. Die IHL ist mit ihren ca. 300 Studierenden außerdem deutlich größer als das TSB. Mit den meisten Dozierenden ist man zwar per du und es gibt auch die Möglichkeit, diese persönlich kennenzulernen. Doch so familiär wie am TSB ist die Atmosphäre der IHL nicht. Darüber hinaus liegt hier der Fokus stärker auf Interkulturalität. Die IHL gehört nämlich zu dem internationalen Missionswerk „Liebenzeller Mission“. Man wird aber auch sagen können, dass man an der IHL, was das theoretische Nachdenken über Theologie betrifft, tiefer eintauchen kann. Dafür ist das TSB eindeutig praxisorientierter, zumindest wenn man das Studium dort mit meinem Studiengang „evangelische Theologie“ vergleicht: Wir Theologen müssen z.B. kein Praxissemester absolvieren (meines war freiwillig), während am TSB mehrere Praktika verpflichtend sind. An der IHL muss man sich anfangs „nur“ in der christlichen Jugendarbeit engagieren und später einige Predigten halten. Der wohl größte Unterschied besteht aber eindeutig in dem Standort der jeweiligen Hochschulen: Während das TSB mitten im pulsierenden Zentrum Berlins gelegen ist, studiert man an der IHL in einem kleinen Schwarzwaldstädtchen, in dem es sonst nicht allzu viel zu tun gibt. Dafür gibt es in Liebenzell viele Bäume und gute Luft. Außerdem kommt man dort von überall sehr schnell zum Campus, zu dem man übrigens 24/7 Zugang hat. Viele Studierende wohnen auch direkt auf dem sog. „heiligen Berg“, wie der hochgelegene Campus der Hochschule genannt wird, der gleichzeitig der Heimatstandort des gesamten Werkes der „Liebenzeller Mission“ ist. Zurecht wird dieser deswegen auch „Campus der kurzen Wege genannt“. Ich bin von meiner WG aus in zwei Minuten bei dem für mich reservierten Bib-Platz, oder in den Vorlesungsräumen. In Berlin musste ich eine halbe Stunde mit der S-Bahn fahren. Auch das hat seine Vorteile.
Ein letzter Satz zum Abschluss?
Magda: Berlin und Bad Liebenzell könnten als Städte nicht unterschiedlicher sein – und so auch das TSB und die IHL. Birnen mit Äpfeln zu vergleichen, würde keine der Früchte genießbarer machen, weswegen ich dafür plädiere, beides zu probieren. Am Ende habe ich von beiden Hochschulen das Beste mitnehmen dürfen, bin als Persönlichkeit und Theologin gereift und habe vieeeeel lernen dürfen. Ich bin dankbar für die Offenheit und Flexibilität beider Hochschulen, die mir diese verrückten Studienlaufbahn ermöglicht haben und freue mich dennoch jetzt schon riesig darauf, bald wieder offiziell ein TSB-Kind zu sein.
Silas: Auch ich schätze beide Hochschulen sehr. Ich bin den Dozierenden und Mitarbeitenden hier und dort zu viel Dank verpflichtet. Man merkt an beiden Orten: Sie sind mit Herzblut und Expertise dabei und haben mich deswegen sehr geprägt. Das ist etwas sehr Besonderes und Geniales. Deswegen lohnt sich das Studium an beiden Hochschulen auf alle Fälle.
Danke!