Theologen riechen nach Büchern. Ist doch klar. Sie lesen Augustinus im lateinischen Original und wissen ganz genau, welcher hebräische Verbstamm in Ps 55,17 vorkommt. Oder zumindest können sie nachschauen. Außerdem können sie was mit philosophischen Gedanken anfangen und finden abgewetzte Cordsakkos toll. Die Leute, die Theologie studieren, die wollen natürlich genau so werden. Sie lernen die alten Sprachen, verblassen vorsorglich in Bibliotheken und belegen aus lauter innerer Freude den Kurs zu Vorstellungen zur Trinität im Italien der Renaissancezeit.
Klar, so kann man das machen. Muss man aber nicht. Zugegebenermaßen sind sicher nicht alle Theologen so und auch nicht alle Theologiestudierenden. Das versteht sich eigentlich von selbst, doch meinen wir am TSB, dass auch die Art des Studiums eine große Rolle spielt, wie man am Ende rauskommt. Manche Pfarrerinnen und Pastoren finden nach all den super spannenden, wichtigen und lehrreichen Univeranstaltungen kaum mehr einen Zugang zu den Menschen in ihren Gemeinde. Das ist problematisch für beide Seiten.
Am TSB haben wir unseren Bachelor schon von Anfang an so aufgebaut, dass wir einen großen Schwerpunkt auf das Verstehen nicht nur der Bibel und kirchlichen Traditionen legen, sondern gerade auf das Verstehen der Kultur, der Gesellschaft, des Sozialraums in dem wir als Christen ein Licht sein wollen. Daher kommen bei uns die drei Wissenschaftsbereiche Theologie, Human- und Sozialwissenschaften und Veränderungsmanagement integriert zusammen. Es ist gar nicht so einfach, diese teils grundverschiedenen Denktraditionen in einer gesunden Spannung zu halten – aber es ist sehr sehr wertvoll, dies zu versuchen. So entstehen ungeahnte Tiefe, befreiende Verunsicherung und stabilisierende Grundlagen. Die Welt ist Gottes Welt und wir wollen ihm nachdenken und so die Welt aus neuen Perspektiven sehen.
Im Hauptstudium, also den beiden letzten Jahren des Bachelorstudiums, öffnen wir ganz bewusst unseren Studierenden die große Vielfalt an Hochschulkursen, die es in einer so großen und vielfältigen Stadt wie Berlin gibt. In sogenannten Vertiefungsmodulen können sich unsere Studierenden Kurse suchen, die am Thema dran sind, aber vielleicht eine ganz neue Perspektive auf das Thema des Moduls eröffnen. So können sich die Studierenden nach ihren Interessen orientieren, schon auf das anvisierte Berufsfeld genauer vorbereiten oder auch einfach sich einem anderen Wind aussetzen. In vielen Fällen war das sehr bereichernd und führte nicht nur zu einer Wertschätzung anderer Perspektiven und erweiterten Horizonten, sondern auch zu einer neuen Wertschätzung des denkerischen und spirituellen Fundaments, welches sie sich im Grundstudium bereits erarbeitet haben.
Natürlich kann man auch ein Auslandssemester machen. Dafür bietet sich das 5. oder 6. Semester an. Hier kommt dann noch eine Kulturgrenze hinzu, die man überschreiten kann, was nochmals ganz neue Perspektiven auf das eigene Ich und die zugehörigen Selbstverständlichkeiten wirft. Auch das fördern wir, da es eine großartige Möglichkeit ist, (eigene) Grenzen zu überschreiten. In Europa arbeiten wir mit Erasmus zusammen, aber es gibt mittlerweile auch Beziehungen nach Südafrika oder auch Lateinamerika. Mit anderen ausländischen Hochschulen sind wir im Gespräch und hoffen sehr, dass diese offenen Türen auch genutzt werden.
Es ist unsere Überzeugung, dass wir nicht erwarten können, dass unsere Absolventinnen und Absolventen später alle möglichen Grenzen überschreiten können, wenn sie es nicht schon im Studium getan haben. Übrigens ist das alles auch keine Einbahnstraße, denn auch das TSB empfängt Studierende von anderen Hochschulen und Unis aus Berlin und auch weit darüber hinaus. Wir hoffen, dass wir nicht nach Büchern riechen – vielleicht auch ein wenig, aber da kommt noch ganz viel Straßengeruch, ein wenig Angstschweiß und vor allem der Duft der weiten Stadt und Welt hinzu. Eine gute Mischung: nah an der Wirklichkeit und weniger verstaubt.