News zum Projekt „Gemeinde.Innovation“ – Teil 2

In dem neuen Projekt Gemeinde.Innovation geht es darum, Kirchengemeinden, Gemeinschaften und freie Gemeinden dabei zu unterstützen, sich nachhaltig zu verändern. Ziel ist es, dass Kirche im 21. Jahrhundert zeitgemäß und relevant Menschen auf Gott hinweist. Das gelingt immer dann, wenn Kirche es Menschen ermöglicht, in ihrer Lebenswelt mit Christus in Berührung zu kommen.

Im Anschluss an den einleitenden Perspektivtag, den wir letzte Woche kurz beschrieben haben, durchlaufen Gemeinden die Langzeitfordbildung Missional Leiten Lernen. Zusammen mit dem Angebot, Studierende an das TSB ins Duale Studium zu schicken (die dann die meiste Zeit vor Ort in der eigenen Gemeinde sind!), ist dies der Kern des Projektes. An wen richtet sich die Fortbildung? Was thematisiert sie? Dieser Blog-Eintrag gibt einen Einblick in Missional Leiten Lernen. Auch hier gilt: Wir berichten (begeistert) von unserem aktuellen Arbeitsstand und nehmen Euch auf diese Weise mit hinein in die Werkstatt.

Wenn wir uns in unserer Gesellschaft umsehen, erkennen wir: Entkirchlichung nimmt rasant zu und es entsteht eine wachsende kulturelle Kluft zwischen ’normalen‘ Lebenswelten und klassisch kirchlichen Gemeinschaftsformen. Genau das aber, fordert von Gemeinden eine kontextsensitive, missionale Haltung. Missional Leiten Lernen trägt dazu bei, eine solche Haltung zu erlernen. Es ist genauso wie bei jeder ersehnten Veränderung im Leben: Sie geschieht nicht von allein. Deshalb nimmt die Fortbildung Missional Leiten Lernen ein Team aus ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden Deiner Gemeinde mit auf einen Lernweg. Dabei ist es die Sehnsucht nach Gottes Wirken, die diesen Veränderungsprozess gelingen lässt.

An drei Wochenendseminaren werden praktische Erfahrungen, augenöffnender Geschichten und theologische Erkenntnisse mit Fähigkeiten im Bereich der Steuerung sozialer Prozesse und Organisationen verknüpft. Der Fokus liegt dabei immer auf dem Veränderungsweg der eigenen Gemeinde. Welche kleinen Schritte führen mit überschaubarem Aufwand zu einer nachhaltigen Veränderung der Einstellung in unserer Gemeinde? Wie nehme ich andere mit auf einen solchen Weg? Und wie erkunden wir gemeinsam die Umgebung unserer Gemeinde? Wie entsteht Neugierde, die uns gemeinsam ins Erkunden bringt? – Missional Leiten Lernen unterstützt die Gemeinden, kreativ und neu über Gemeinde nachzudenken: Reframe Church (Gemeinde neu verstehen), Reposition Church (Gemeinde neu vernetzen), Refresh Church (Gemeinde neu leben). Die Kursleitenden unterstützen die Gemeindeteams bei der Klärung ihrer eigenen Berufung und Vision. Unter professioneller Anleitung entstehen unmittelbar kleinere Erneuerungsprojekte, die zwischen den einzelnen Seminarteilen im Gemeindeleben erprobt werden können.

Doch natürlich ist mit 3 Wochenenden und 6 Monaten nicht alles getan. Eine Gemeinde ist ja ein über Jahre gewachsenes und vielfach erprobtes System – und Änderungen brauchen Zeit! Daher beginnt nach dieser ersten Lernphase eine zweite noch wichtigere: Die Teams aus einzelnen Gemeinden, die Missional Leiten Lernen erlebt haben, schließen sich zu Lern-Gemeinschaften zusammen. In Gruppen zu jeweils drei oder vier Gemeinden, die regional benachbart, konfessionell aber gerne verschieden sind, treffen sich die Teams weiter im selbst gewählten Rhythmus und tauschen sich aus. Sie stärken und ermutigen sich. Sie sind gemeinsam mit Gott darin unterwegs, seinen Plan für Kirche konkret und neu zu entdecken. Was sie dabei eint ist die Sehnsucht, Gottes Wirken in und durch ihre Gemeinden zu sehen. Das Voneinander-Lernen über Konfessionsgrenzen hinweg unterstützt diesen Prozess ideal, weil so eine natürliche Offenheit für Fremdes entsteht, ohne den Druck alles übernehmen zu müssen.

Ein: Moderator:in sorgt dafür, dass dieser Plan auch umgesetzt wird und sich die beteiligten Teams regelmäßig treffen. Die Arbeit der Lern-Gemeinschaften haben, so die Erfahrung der letzten Jahrzehnte, oft den besten Effekt für nachhaltige Gemeindeveränderung. Das leuchtet intuitiv ein, denn: Überall da, wo, mandatiert von der Gemeindeleitung, Veränderungsimpulse bei Menschen aus der eigenen Gemeinde entstehen und betend mit anderen erprobt werden, Feedback eingeholt wird und man kontinuierlich weiter übt, wächst eine Kultur des Aufbruchs. Das aber weckt die Lust am Neuen und gibt ihr zugleich gutes Futter. Dieser Prozess entfaltet oft mehr Dynamik als eine Beratung, bei der ein externer Berater die Gemeinde nur kürzere Zeit begleitet.

Diese Netzwerke von sich erneuernden Gemeinden treffen sich schließlich einmal im Jahr wieder auf einem BarCamp. Hier geht es mit den Teilnehmenden anderer Missional Leiten Lernen Jahrgängen darum, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und Wege der Erneuerung mutig weiterzugehen. Getragen von dem tiefen Wissen, dass Gott selbst uns durch seinen Geist dazu anleitet, als Gemeinschaft der von Jesus Berührten zu leben und andere in sein Reich einzuladen.

Ihr merkt, dass wir Lust auf Missional Leiten Lernen haben und uns auf das freuen, was mit ihrer Hilfe entstehen wird. Während des gesamten Prozesses können Gemeindemitglieder zum dualen Studium am TSB gesandt werden. Auch sie sind Teil des Erneuerungsprozesses. Nächste Woche berichten wir an dieser Stelle mehr zu diesem dritten Teil von Gemeinde.Innovation.

Von Andreas Rauhut (Professor für Missionarische Kirchen- und Gemeindeentwicklung) & Jonas Pauly (Assistenz der Projektleitung Gemeinde.Innovation)